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Streik statt Autos auf die Straßen

Am Freitag ist mal wieder Klimastreik. Eines der großen Themen wird die Verkehrswende sein. Diesmal streiken ÖPNV-Mitarbeitende gemeinsam mit Fridays For Future. Damit ÖPNV bezahlbar und attraktiv wird. Und damit die Autos endlich mal stillstehen. Das sind dicke Bretter, die gebohrt werden müssen.

Gerade diese Woche ist mein Auto kaputt gegangen. Hier auf dem Land ist das fatal. In meinem Dorf gibt es eine Bushaltestelle, an der zweimal am Tag ein Schulbus hält. Diese Haltestelle ist wegen einer Fahrbahnsanierung über Monate gesperrt. Die Fahrbahn wird übrigens NICHT um einen Radweg erweitert. Also muss ich meinen Sohn zur Ersatzhaltestelle… fahren. Mit dem Auto. Es klingt wie ein schlechter Witz, und ich schäme mich auch ein bisschen dafür. Aber hier gibt es keine ernstzunehmende Bemühung, alternative Verkehrskonzepte auf den Weg zu bringen. Im Gegenteil. Das Bundesverkehrswegekonzept sieht vor, unserem Dorf eine dreispurige Umgehungsstraße zu verpassen, damit die LKWs noch schneller aus dem Westerwald rauschen. Und die FDP ist redlich bemüht, den Plan schnellstens in die Tat umzusetzen. Eine echte Verkehrswende sieht anders aus.

Ich verstehe Menschen, die sagen, dass es keinen Unterschied mache, ob wir demonstrieren oder nicht. Die sagen, dass es keinen Unterschied mache, ob wir Einweg- oder Stofftaschentücher verwenden. Es stimmt. In der Gesamtbilanz macht es keinen Unterschied, wenn ich mich im Klein-Klein verliere. Damit beruhige ich mein Gewissen, aber das Klima rette ich noch lange nicht. Ob Protest hilft, bleibt offen. Es ist möglich, dass sich politisch was bewegt, wenn sich ganz viele zusammenschließen und auf die Straße gehen. Zumindest gibt mir der Klimaaktivismus das Gefühl, politisch teilhaben zu können.

Aber was mich echt nervt, ist: Ich will nicht jedes Mal in Panik geraten, sobald mein Auto in die Werkstatt muss! Ich möchte eines Tages die Wahl haben, ob ich sicher mit dem Rad zur Arbeit komme, oder den Bus nehme. Ob ich mit dem Lastenrad einkaufe oder in der nächstgrößeren Stadt was trinken kann, UND danach mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause komme. Ob ich im Mama-Taxi noch jemand anderen außer meinem Kind zum Musikunterricht befördern kann. Klingt utopisch. Aber vielleicht sind wir der Utopie etwas nähergekommen, wenn mein Sohn erwachsen ist und frei wählen kann, mit welchem Verkehrsmittel er seine Mutter auf dem Land besucht.

Also lasst uns am Freitag auf die Straße gehen, für eine ernstgemeinte Verkehrswende. Nimmt uns jemand mit? Wir könnten eine Fahrgemeinschaft gut gebrauchen.

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