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Von Kleidern und Kassetten

In unserem Haushalt geschieht Magisches. Ohne wissentliches Zutun vermehren sich die Dinge und schwupps – hab ich mal nicht aufgepasst, wächst mir der Krempel über den Kopf. Glücklicherweise nicht sprichwörtlich. Aber der Zeitungsstapel war doch letztens nur halb so groß (kopfkratz). Nun sind Umzüge immer ein guter Grund, Zeugs auszusortieren und zu verschenken. Die 3. Backschüssel kann nu wirklich weg. Die 2. Laptoptasche auch und die Kinderrutsche direkt mit. Ausmisten macht auch einfach sauviel Spaß. Die armen Eigenheimbesitzer, die nie in den Genuss kommen, für einen Umzug all ihren Kram genauerunter die Lupe zu nehmen…  Aber auch, wenn ich gern umziehe, kann ich das nicht jedes Jahr tun.

Eine Methode, um auszumisten, funktioniert bei meinem Kleiderschrank ganz gut. Nachdem ich unzählige Kleidungsstücke aussortiert, verloren oder verschenkt habe, gilt jetzt das Rein-Raus-Prinzip. Das heißt, dass alles was an neuen Sachen rein in den Kleiderschrank geht, an anderer Stelle rausfliegt. Wobei „Neu“ nicht ganz richtig ist, da ich die allerwenigsten Sachen neu kaufe. Vieles bekomme ich inzwischen von Freunden geschenkt oder kaufe es gebraucht. Der Kleiderschrank ist jedenfalls recht schlank geworden.

Auf den restlichen Haushalt übertragen, dauert es wohl noch, bis ich dieses Prinzip umgesetzt bekomme. Bücher auszusortieren geht ja noch. Da ich inzwischen viel aus der Bibliothek lese, kommt auch nicht viel rein. Anders sieht es aber mit meinen Musik-CDs und Kassetten aus. Es kommen zwar keine raumfüllenden Tonträger mehr hinzu, meine Musiksammlung hat sich inzwischen auch auf den Rechner konzentriert. Aber meine Sammlung aus früheren Zeiten auseinanderzufleddern würde mir schändlich vorkommen. Mit den zerkratzten CDs und ausgeleierten Kassetten verbinden mich große und kleine Geschichten. Ob meine mühselig auf Kassette gefriemelte Death Metal-Mixes oder die vielfach kopierten Deep Purple-Sammlungen, alle hab ich sie irgendwann durch irgendwelche Autos rauf und runter georgelt und nebenbei mein Leben gelebt. Auf den Tonträgern ruht sozusagen der Soundtrack meiner verschiedenen Lebensabschnitte. Und auch die ersten CDs, die ich mir hart vom Taschengeld erspart habe… es war ein besonderes Ritual. Mit der frischgekauften CD schloss ich mich ins Zimmer ein, setzte mich vor die Stereoanlage, hörte meinen neuesten Fang und studierte das Cover. Ich war selig.

Solche Erinnerungen kann ich wahrlich nicht aussortieren. Rein-Raus funktioniert bei meinen Tonträgern nicht. Aber das ist auch eigentlich ganz okay. Diese Art von Krempel gönne ich mir gern.

Published inAllgemein

2 Comments

  1. Verena Verena

    Stimme ich absolut zu. Man kann wunderbare Dinge mit Kassetten erschaffen, die Hüllen sind auch kleine Kunstwerke…doch erst, wenn ich ALLE digitalisiert habe😁 Gut geschrieben, Nadja👏👏👏

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